Kann ich mein Branding selbst machen?
- Paul Stolle
- 19. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 7 Tagen
Ja klar kannst du das. Es gibt unzählige Infos, Kurse und Vorlagen da draussen. Doch bevor du loslegst, solltest du dir eine ehrliche Frage stellen: Willst du es nur selbst machen – oder auch richtig?

Dein Vorteil: Du bist Profi in deinem Bereich
Du kennst dein Business. Du kennst deine Zielgruppe. Du weisst, was sie brauchen und wie du ihnen helfen kannst. Das ist Gold wert. Mit diesem Wissen kannst du dir ein passendes Branding aufbauen, dir ein Design zusammenstellen und eine Markenbotschaft formulieren. Klingt machbar, oder? Ist es auch, wäre da nicht ein Aber …
Dein Nachteil: Du bist zu nah dran
Gerade weil du Expert:in bist, fehlt dir oft der Blick von aussen. Du weisst zu viel, denkst in Fachsprache, bist zu sehr auf dein Produkt samt aller eingespielten Prozesse fokussiert. Du kennst deine Stärken, aber vielleicht nicht all die Stolpersteine in der Kommunikation. Denn genau hier wird es tricky:
Du weisst viel – aber was davon ist für deine Zielgruppe wirklich relevant?
Du sprichst aus Expertensicht – aber verstehst du, wie Laien ticken?
Du formulierst rational – aber weckst du auch Emotionen?
Was hilft? Der Blick von aussen. Feedback. Gespräche. Und die Bereitschaft, zuzuhören, Kritik anzunehmen und sich selbst zu hinterfragen.
Du kannst alles können und wissen — wenn du zu nah dran bist, wirst du trotzdem die falsche Wirkung erzeugen.
Gerade wenn du alles selbst machst, läufst du Gefahr, entscheidende Fragen zu überspringen oder zu wenig Raum für strategisches Denken zu lassen. Branding ist ein sensibler Prozess, der Klarheit nach innen und Wirkung nach aussen schafft – dafür braucht es nicht nur Fachwissen, sondern auch Abstand.
Falls du nochmal auf Nummer Sicher gehen willst, ob wir über das Gleiche sprechen, wenn wir »Branding« sagen, habe ich hier was Passendes: Was ist Branding?
Was du alleine tun kannst
Wenn du dein Branding selbst angehen willst, dann sei dir bewusst, dass ein Branding in erster Linie Zeit, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft erfordert, über den Tellerrand zu schauen. Kein Problem? Dann fang hiermit an:
Selbstreflexion: Wofür stehst du wirklich? Was ist dir wichtig?
Zielgruppen-Recherche: Was brauchen deine Kund:innen wirklich? Welche Sprache sprechen sie?
Marktanalyse: Was machen deine Mitbewerber? Wo kannst du dich abheben?
Positionierung: Welches Problem löst du für wen? Und warum bei dir?
Markenpersönlichkeit: Wie willst du wahrgenommen werden?
Konsistenz: Wie stellst du sicher, dass dein Auftritt stimmig ist?
Diese Grundlagen sind das Herzstück deines Brandings. Sind sie nachhaltig definiert, werden sie dich über Jahrzehnte tragen. Also sei ehrlich mit dir und fühl dich wohl mit den Ergebnissen. Erst wenn alle Punkte klar sind, solltest du über Logo, Farben und Website nachdenken.
Und sollte dich das Logo-Thema stressen, könnte der Artikel weiterhelfen: Warum du für dein Branding kein Logo brauchst?
Warum Tutorials alleine nicht reichen
Online findest du unzählige Tutorials – über Logos, Farben, Markenstrategien (ich selbst habe einen Podcast zu dem Thema). Das Problem: Sie zeigen dir, wie du etwas machst, aber nicht ob es zu dir passt. Sie können dich nicht hinterfragen, dich nicht challengen, dich nicht auf blinde Flecken hinweisen.
Ein gutes Branding entsteht nicht aus Vorlagen. Sondern aus Substanz dank Klarheit.
Ein häufiges Beispiel: Du verbringst Stunden mit dem Feinschliff deines Logos – obwohl dein eigentlicher Engpass darin liegt, dass deine Zielgruppe deine Positionierung nicht versteht. Ohne Sparringspartner fehlt dir oft der Fokus, dies zu erkennen — es fehlt der Fokus auf das Wesentliche.
Wenn du also alleine loslegst, sei ehrlich zu dir selbst – und hol dir spätestens dann Hilfe, wenn du das Gefühl hast, dich im Kreis zu drehen.
Wann du professionelle Unterstützung brauchst
Du brauchst kein Rebranding, wenn:
du Klarheit hast, was du ausdrücken willst
deine Marke Wirkung zeigt und dich weiterbringt
dein Auftreten authentisch und konsistent ist
Du brauchst Unterstützung, wenn:
du dich fragst, warum deine Marke nicht zündet
du das Gefühl hast, deine Zielgruppe erreicht dich nicht
du bei jedem Touchpoint neu überlegen musst, wie du wirkst
Dann kann ein Branding-Prozess mit externer Begleitung Gold wert sein. Weil dir jemand die richtigen Fragen stellt. Und weil du nicht nur schöne Antworten, sondern auch eine klare Strategie bekommst.
Das ganze nennt sich »Markenentwicklung« und was dazugehört, findest du hier: Was sind die Grundelemente einer Markenentwicklung?
Was du nicht vergessen solltest
Ressourcen realistisch einschätzen
Ein selbst gemachtes Branding spart Geld, kostet aber Zeit und Energie. Es ist kein Wochenendprojekt. Gerade im Alltag bleibt oft wenig Raum für strategische Arbeit – und genau das braucht es.
Typischer Denkfehler: "Ich kenne mein Business – also kann ich es auch erklären"
Stimmt nur bedingt. Denn Wissen über dein Angebot bedeutet nicht automatisch, dass du es wirkungsvoll kommunizierst. Und manchmal verstehst du erst durch Feedback, was deine eigentliche Stärke ist.
Branding ist ein Prozess, kein Projekt
Viele unterschätzen, dass Branding nicht mit dem Logo endet. Es geht um Haltung, Ausrichtung und Wahrnehmung – und das ist nichts, was man in einer Session "erledigt".
Fazit: Du kannst dein Branding selbst machen.
Aber musst nicht.
Ja, du kannst dein Branding selbst machen. Und du wirst dabei viel über dich und dein Business lernen. Aber du musst nicht alles alleine machen. Manchmal bringt der Blick von aussen nicht nur Klarheit — sondern auch Leichtigkeit. Und das ist etwas, das jedes Unternehmen gebrauchen kann.
Mini-FAQ: Branding selbst machen
Kann ich mein Branding selbst entwickeln?
Ja, wenn du Zeit, Struktur und das richtige Mindset mitbringst.
Brauche ich ein Logo, um mit Branding zu starten?
Nein. Branding beginnt mit deiner Haltung, nicht mit Design.
Was, wenn ich mir keine Agentur leisten kann?
Dann starte mit einem Workshop. Auch ein einzelnes Gespräch kann schon viel klären.
Wie merke ich, dass mein Branding nicht funktioniert?
Wenn du viel erklären musst, deine Angebote nicht greifen oder deine Zielgruppe sich nicht angesprochen fühlt.